Am 20. Oktober hat der renommierte Hirnforscher Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth während einer Stunde interessante Einblicke ins menschliche Gehirn gewährt und seinem Publikum anschaulich erklärt, was im Hirn passiert, wenn wir gestresst sind.
Milder Stress fördert die Leistungsfähigkeit
An einer umgekehrten U-Kurve veranschaulichte er, dass bis zu einem gewissen Punkt, Stress sogar förderlich ist für die Leistungsfähigkeit. «Ein milder Stress ist vorteilhaft für unsere Leistungsfähigkeit, indem bestimmte Stresssubstanzen in unserem Gehirn ausgeschüttet werden, die unsere Aufmerksamkeit erhöhen, die Lern- und Gedächtnisfähigkeiten und die Motivation steigern.», so Roth.
Wird der Stress jedoch zu gross und dauert zu lange an, wirkt er sich schädigend auf unsere kognitive und emotionale Leistungsfähigkeit aus; Schwächung des Immunsystems, Hemmung von Lernprozessen, Erhöhte Vergesslichkeit, Schwächung der Libido und Depression sind nur einige der Folgen von Dauerstress.
Die Wirkung von Cortisol und Serotonin
Jetzt wird’s medizinisch:
Sind wir gestresst, so schüttet unsere Nebenniere das Stresshormon Cortisol aus. Dieses vermittelt unserem Gehirn – genauer dem Hippocampus – jetzt ist Stress angesagt! Wenn wir unter Dauerstress leiden, unser Cortisol-Level also andauernd erhöht ist, so nimmt der Hippocampus mit der Zeit Schaden und wir werden vergesslich, gereizt und depressiv.
Zum Glück kann unser Körper aber nicht nur Stresshormone ausschütten, sondern auch solche, die uns beruhigen, namentlich das Serotonin. Es wird ausgeschüttet, wenn wir uns wohl fühlen oder uns zum Beispiel selbst beruhigen. Die Ausschüttung von Serotonin kann also von uns beeinflusst werden.
Mechanismen der Stressregulation und hauseigene Drogen
Laut Roth ist es umso wichtiger, «Mechanismen der Stressregulation zu entwickeln, die es ermöglichen, im positiven Bereich des Stresserlebens zu bleiben bzw. möglichst schnell zu ihm zurückzukehren.»
Erreicht werden kann dies zum einen über Techniken der Selbstberuhigung wie Prioritätensetzung, autogenes Training, Atemtechniken oder das Einlegen von einem Tag Pause. Wer sich in solchen Techniken übt, schüttet das körpereigene Glückshormon Oxytozin aus und senkt so seinen Stresslevel. Auch das Gespräch mit Vertrauenspersonen oder das bewusste Entspannen im kleinen Kreis kann helfen.
In diesem Sinne: Let’s talk about stress, baby!
Text by Julie Brunner, SBB
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